Niederträchtige Räuber in der Stadthalle

Nordbayerischer-KURIER.de, 29. 10. 2009
BAYREUTH. Eine bunte Truppe aus Draufgängern, Taugenichtsen, Aussteigern und Träumern – das sind Schillers Räuber. Auf der Bühne der Bayreuther Stadthalle trieben sie am Dienstag ihr Unwesen, zogen raubend, schändend, mordend durch die deutschen Wälder. Die Aufführung: ein Gastspiel der Theatermacher GmbH aus Hamburg. Das Ensemble lieferte dem Publikum eine moderne Inszenierung des über 200 Jahre alten Stücks, ohne den Schiller-Stoff allzu sehr zu entfremden.

„In den Tiefen mancher Seele tun sich Abgründe auf, schlechte Menschen Missetäter gab es immer schon zu Hauf: Räuber und Banditen, Mörder auch sogar – dies ist jetzt das Lied von einem, der ihr König war“, singt die Räuberbande zu Beginn des Schauspiels. Seelische Abgründe tun sich in der dreistündigen Aufführung in der Tat viele auf. Bei der Räuberbande, die sich immer wieder schreiend, johlend, kreischend mit ihren Schandtaten brüstet. Zum Beispiel damit, wie sie eine ganze Stadt niederfackelte, um einen Kameraden vom Galgen zu befreien. „83 Tote für Roller“, ruft einer stolz. Ein anderer zählt auf, wer sterben musste: „Kranke, Greise, Hochschwangere, Kinder.“

Packend, neben der schauspielerischen Leistung, auch Michael Reffis musikalische Begleitung. Harte Schlagzeug-Soli bringen die innere Zerrissenheit der Charaktere zum Ausdruck, Melodien auf Akkordeon und Ukulele ihre Trauer, Wünsche, Sehnsüchte. Regisseur Michael Jurgons ist mit seiner Version der „Räuber“ eine gelungene Umsetzung des Schiller-Stoffs geglückt. Das Bayreuther Publikum belohnte die dreistündige Aufführung mit lang anhaltendem Applaus.